13/04/2010

glaub ich - nicht / Nr. 45

"Eine Weltanschauung, 
die uns wahrhaft befriedigen soll,
muss uns wirklich von der Stelle im Weltall,
wo wir ohne sie stehen,
wegbringen,
sie muss uns in absolute Bewegung versetzen.
Wir müssen durch sie 
nicht bloß Aufschluss darüber erhalten,
was wir sind,
sondern wir müssen 
etwas durch sie werden."

Rudolf Steiner, GA 39, S. 132






Rudolf, heute sag ich mal was: Ich glaub, das wird nichts mit dem "werden" bei mir. Draußen regnet es seit zwei Tagen. Ich gebe allerdings zu, dass ich gesagt habe, der Garten sei schon wieder recht trocken. 
Regen, Rudolf, heißt auch, Kind, 2, und ich verbringen uns miteinander im Inneren des Hauses, ich im redlichen Bemühen, das Spielangebot links neben meinem Schreibtisch am Boden -
ich zeig dir mal ein Bild, Rudolf, hier bitte:


Klammerauf Die ganze Szene wird außerdem noch liebevoll-schützend begleitet von Madonna mit Kind an Bryophyllum, hier bitte:

Klammerzu
also im redliche Bemühen um unser beiderseitiges Schöpferischsein reiht sich Misserfolg an Misserfolg: Kind, 2, weint mit dem Regen:


Was, Rudolf, hättest du in einem solchen Fall gemacht? 
Kind, 2, ist außerdem, Rudolf, etwas kurzatmig , was körperlich von einer Lungenerkrankung herrührt und zu einer durchschnittlichen Verweildauer an einer Sache von etwa einer halben Minute im höchsten Fall führt. Ich, Rudolf, etwas älter, konnte mir trotz meiner Cholerik ein gewisses Phlegma bewahren, wobei dennoch auch hier eine Tendenz zu Sprunghaftig- und Kurzatmigkeit nicht vom Herzen zu weisen ist. Eine vererbte - mütterlicherseits -  Straffheit in der Lebensführung sowie -väterlicherseits - hochdosierte Arbeitsenergie vereinfachen die Lage nicht.
Du siehst selbst, Rudolf, die Vorgaben sind nicht einfach, aber vorhanden und reichen doch aus, wie Sohn, 19, mich immer beruhigte bei Schulnote 4 - ausreichend.
Sieh mal, Rudolf, jetzt hat Kind, 2, ein Papiertaschentuch zerlegt


und sich gleich den Besen dazu geholt.
Elf Uhr drei: Sohn, 19, erscheint im Zimmer, seit wenigen Wochen hochschulreif und seit wenigen Minuten aufgestanden, seine Zukunft in freilassender Offenheit vor sich. 
Rudolf, jetzt habe ich dir mal ein paar Fakten geschildert, damit du Aufschluss erhältst, wer ich bin.
Und was soll ich denn werden, Rudolf??? 

Klammerauf Kind, 2, kehrt jetzt:

 Klammerzu


*

3 Kommentare:

  1. Mein liebes Kind, wenn das nicht schöpferisch ist, einen Brief zu schreiben an einen Verstorbenen, ein Papiertaschentuch zu zerlegen und dieses dann "ordnungsgemäß" zu entsorgen unter dem liebevollen Blick von Madonna und "Mama", wenn das keine schöpferischen Prozesse sind, diese zu be-merken, zu beob-achten, zu hinter-fragen, zu be-leuchten. Was sind denn schöpferische Prozesse, nur solche, wo etwas "Anständiges" sichtbar wird? Befinden wir uns nicht beständig in einem einzigen Werden und werden dabei andere, ohne es zu bemerken? Was würde Rudolf dazu sagen, was kann er heute bei Dir, bei mir sehen, wofüf meine/Deine Augen verschlossen sind? Also, mein liebes Kind (48): Hebe Deine Augen auf .... Du weißt schon und dann wirst Du immer weiter werden, du straffe und arbeitseifrige Werdende! Herzliche Grüße von einem anderen Kind (47) von der anderen Talseite.

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  2. Dann war der Lambrechter Gääßbock also für dich, Susanne...
    Kein Lock-Vogel, sondern ein Lock-Bock.

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  3. Ja, da hast Du anscheinend den Bock hinter'm Ofen vorgelockt! Aber ich glaube, es war eher Dein Brief an Rudolf, der mich gelockt hat und nicht der Bock auf der Reeling!

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