30/06/2010

29/06/2010

reimlicherweise



Was reimt sich schon auf Ringelblume
und gar erst auf Calendula?






Gedanken zu der Schönen Ruhme
entspinnt hier Muhme Gundula.









28/06/2010

roter Montag




weißt du noch:

ich sehe rot 






(und ich weiß nicht,
 warum diese Vorlage links nicht unterstreicht,
"ich sehe rot" ist ein solcher zum Draufklicken)








und es ward Montagabend:








Guten Tag

Morgen:
du bist noch verschlossen, neuer Tag
ich fühle kaum das Neue
was kommt von oben mit



Mittag:
jetzt habe ich deine Melodie gehört
so klingst du, Tag
das willst du



Abend:
dein Sinn glänzt im schönsten Licht
mit mir ist Friede
Idee für morgen zeigt sich, Tag











27/06/2010

einbetten




HAP Grieshaber: 
Frau Welt

(hier: im Rosenstrauch)

gibt bekannt
dass es nebenan
einen Raum gibt 
für die Toten
und Lebenden


klick auf das Wort



25/06/2010

änderbar



Auf einer Wiese
fingernagelgroß

schläft er
der große Veränderer

der durch die Erde greift
wie durch Wasser
er könnte 
die Waagschalen
umkippen und mit Wind füllen
Segel
mit Freude
Tanzschritt
wenn er aufsteht
der die Früchte befiedert

der Neuordner
er schläft

in dir in mir
fingernagelgroß




Hilde Domin




23/06/2010

ausKlang


ich



mag





 farben 





Wie es aussieht, hat Pierre gestern seine neue Familie gefunden.
Manchmal macht das Schicksal nur einen Zwischen-Stop.

Am kommenden Samstag fährt "sein Zug" weiter.

Christian Morgenstern hat ein Gedicht geschrieben,
das eine solche Kurz-Begegnung darstellt
und ihr tiefen Sinn gibt:


Genug oft, dass zwei Menschen sich berühren,
- nicht leiblich, geistig nur - dass sie sich»sehn«,
dass sie sich einmal gegenüberstehn -
um sich danach vielleicht auf immer zu verlieren.

Genug oft, dass ein Lächeln Zweier Seelen
vermählt - oh nicht vermählt! nur dies: sie führt,
so vor einander schweigend und erschüttert,
dass ihnen alle Wort′ und Wünsche fehlen,
und jede, unaussprechlich angerührt,
nur tief vom Zittern der verwandten zittert.









 

22/06/2010

tischgebet



lieber gott du
hast keine biene 
aus mir gemacht
das wäre zu einfach:
immer klare aufträge
gehorsam im dienst der königin
ordnung im sozialverband
giftstachel nur bei bedarf
sinnfrage geklärt
gelingende kommunikation
süßes endprodukt



lieber gott du
hast  keine schnecke 
aus mir gemacht
auch das wäre zu einfach:
die ruhe selbst
feinfühlig
anpassungs- und
rückzugsfähig
regenfest
gut behaust
innenraum immer dabei











lieber gott du
hast es dir schwer gemacht
mit mir









20/06/2010

lebensluft


das bin ich



wo ich geboren bin
wächst der wein



überall




und die erde






liegt in der luft










p.s. von luca:




und die hunde sind blau









17/06/2010

leben





taste mich dran ans wort
leerzeichen eingabe
was recht-
wie groß-
die kleinschreibung
versuche den strichpunkt der trennt
nur so halb
ein komma zum atmen und 
zum schluss einen punkt machen
ein komma zum atmen und
nur so halb
versuche den strichpunkt der trennt
die kleinschreibung
wie groß-
was recht-
leerzeichen eingabe
taste mich dran ans wort





16/06/2010

neu!!!!!!!!!



Mein erstes Foto mit meiner neuen Kamera!




augenBlick


Thunbergia alata
Schwarzäugige Susanne
Warum eigentlich Susanne?

Ich habe zwölf verschiedene Fotos,
die ich von dieser Pflanze machte,
per Bildbearbeitungsprogramm übereinander gelegt.

Durch die Schichtung 
entstand ganz überraschend dieses Bild:


 



ein Augenblick erscheint



15/06/2010

rosa




 schreib los schreib einfach drauf los überleg dir nicht erst was schreib schreib von der rose nein von der rose ist schon viel geschrieben schreib von der rose wie sie sich auf die erde legt ganz unten ankommt schreib wie du sie siehst wenn du auch ganz unten ankommst dich auf die erde legst dass dir nachher die ameisen zu kopf steigen schreib dass das kind krank ist dass du beim arzt warst und wen du da getroffen hast und hättest du nicht getroffen wenn das kind nicht krank wäre schreib dass dir jemand gesagt hat du darfst 51 euro ausgeben um ein nacktes kind zu bekleiden 51 euro nicht täglich nicht monatlich nein einmalig 51 euro in deutschland

14/06/2010

ein Gleichnis



    Faden reicht bis zum Tor, reißt nicht, führt durch
     Innesein leuchtet zum
     Nadelöhr hin wo er steht und erwartet
     Groß und in Freude und Scharen stehen die Vorgänger
     Elle misst was du mitbringst
     Rollt auf deine Stoffballen vom Leben gewebt
     Herrliche Tücher breitest du aus
     Urselbst entwirft schon Verbesserung
     Tragweit reicht das Ziel





13/06/2010

"Entschuldigen Sie,...



... aber Sie sitzen auf meiner Bank!"
"Entschuldigen Sie, aber sie verwechseln da was:
Sie sitzen nämlich auf meiner Bank!"
"Na , hören Sie mal,
das sagt mir schon meine Nase,
dass es meine Bank ist!"
"Das braucht Ihnen gar nicht Ihre Nase zu sagen;
ich sage Ihnen: Es ist meine Bank."
"Sehen Sie doch erst mal zu, 
dass Sie wie eine anständige Tomate aussehen!"
"Das nehmen Sie zurück, Sie Rüsselnase!"
"Rüsselnase!? Sie sind ja schon gelb vor Neid!"
"Und Sie sind noch grün unter der Nase, jawohl, grün!"
"Ich sag jetzt nichts mehr, gar nichts!"
"Das ist das beste; 
Sie näseln nämlich ziemlich."
"Ich hätte Sie glatt mit einem Kanarienvogel verwechselt,
wenn Sie nicht so eine verwässerte Stimme hätten."
"Auch noch kurzsichtig, Sie Armer..."
"Machen Sie doch mal Platz; Sie!"
"Machen Sie sich doch nicht so breit, Sie!"



Szene 2: Annäherung


(Fortsetzung möglich)







12/06/2010

mission


Fräulein Falf aber meinte man solle
einfach drauf los man könne ganz
einfach das machen was los geht man
wäre gut beraten alles einfach zu
tun das heißt einfach alles zu tun
was drauf ist und los geht sie mein-
te auch das ginge ganz gut man müsse
nur einfach freundlich den finger
heben und es anständig machen und
vor allem niemandem weh tun meinte
sie los machen los machen los machen 


Oskar Pastior, 1927 - 2006;


und anderswo



11/06/2010

Geistesfrüchtchen: ein Diskurs

1 Die frische Luft des freien Feldes
ist der eigentliche Ort, wo wir hingehören;
es ist, als ob der Geist Gottes dort
den Menschen unmittelbar anwehte
und eine göttliche Kraft ihren Einfluss ausübte.



2 Der Baum ist breit, mein Freund, der Schatten gibt,
Und keiner braucht den andern zu verdrängen.



3 Über Rosen lässt sich dichten,
In die Äpfel muss man beißen.



4 Früchte bringet das Leben dem Mann; doch hangen sie selten
Rot und lustig am Zweig, wie uns ein Apfel begrüßt.



5 Wer will denn alles gleich ergründen!
Sobald der Schnee schmilzt, wird sich's finden.



6 Was wüsste ich von der Pflanze und Farbe,
wenn man meine Theorie mir fertig überliefert
und ich beides auswendig gelernt hätte!
Aber da ich eben alles selber suchen und finden
und auch gelegentlich irren musste,
dadurch kann ich sagen,
dass ich von beiden Dingen etwas weiß,
und zwar mehr als auf dem Papier steht.



 7 Ich muss gestehen, ich wüsste auch nichts
mit der ewigen Seligkeit anzufangen,
wenn sie mir nicht neue Aufgaben und
Schwierigkeiten zu besiegen böte.
Aber dafür ist wohl gesorgt,
wir dürfen nur die Planeten und Sonnen anblicken,
da wird es auch Nüsse genug zu knacken geben.



8 Mir gäb es keine größre Pein,
wär ich im Paradies allein.



9 Wenn der Sommer sich verkündet,
Rosenknospe sich entzündet,
Wer mag solches Glück entbehren?
Das Versprechen, das Gewähren,
Das beherrscht in Florens Reich
Blick und Sinn und Herz zugleich.



10 Steine sind stumme Lehrer,
sie machen den Beobachter stumm,
und das Beste, was man von ihnen lernt,
ist nicht mitzuteilen.



11 Wär nicht das Auge sonnenhaft,
Die Sonne könnt es nie erblicken;
Läg nicht in uns des Gottes eigne Kraft,
Wie könnt uns Göttliches entzücken?



12 Sollten wir im Blitz, Donner und Sturm nicht die Nähe
einer gewaltigen Macht,
in Blütenduft und lauem Luftsäuseln
nicht ein liebevoll sich annäherndes
Wesen empfinden können?



 13 Wer die Sterne fragt, was er tun soll,
ist gewiss nicht klar über das, was zu tun ist.



Luca, Pierre und Goethe