03/06/2010

tiefer


Herr, du hast mich erforscht und du kennst mich. /
Ob ich sitze oder stehe, du weißt von mir. / 
Von fern erkennst du meine Gedanken.
Ob ich gehe oder ruhe, es ist dir bekannt; / 
du bist vertraut mit all meinen Wegen.
Noch liegt mir das Wort nicht auf der Zunge - / 
du, Herr, kennst es bereits.
Du umschließt mich von allen Seiten / 
und legst deine Hand auf mich.
Zu wunderbar ist für mich dieses Wissen, / 
zu hoch, ich kann es nicht begreifen.
Wohin könnte ich fliehen vor deinem Geist, / 
wohin mich vor deinem Angesicht flüchten?
Steige ich hinauf in den Himmel, so bist du dort; / 
bette ich mich in der Unterwelt, bist du zugegen.
Nehme ich die Flügel des Morgenrots / 
und lasse mich nieder am äußersten Meer,
auch dort wird deine Hand mich ergreifen / 
und deine Rechte mich fassen.
Würde ich sagen: «Finsternis soll mich bedecken, / 
statt Licht soll Nacht mich umgeben», /
auch die Finsternis wäre für dich nicht finster,
die Nacht würde leuchten wie der Tag, / 
die Finsternis wäre wie Licht ...

Psalm 139

 God, investigate my life; get all the facts firsthand.
   I'm an open book to you;
      even from a distance, you know what I'm thinking.
   You know when I leave and when I get back;
      I'm never out of your sight.
   You know everything I'm going to say
      before I start the first sentence.
   I look behind me and you're there,
      then up ahead and you're there, too—
      your reassuring presence, coming and going.
   This is too much, too wonderful—
      I can't take it all in!

  Is there anyplace I can go to avoid your Spirit?
      to be out of your sight?
   If I climb to the sky, you're there!
      If I go underground, you're there!
   If I flew on morning's wings
      to the far western horizon,
   You'd find me in a minute—
      you're already there waiting!
   Then I said to myself, "Oh, he even sees me in the dark!
      At night I'm immersed in the light!"
   It's a fact: darkness isn't dark to you;
      night and day, darkness and light, 
they're all the same to you ...

Psalm 139 from The Message by Eugene Peterson 





Fotos: Brunnen in Neustadt an der Weinstraße




8 Kommentare:

  1. Hm. Was meinst Du jetzt mit tiefer?

    Höher, weiter, fort,
    er ist immer dort.

    Oder:
    Ich bin,
    wohin ich gehe,
    an derselben Stelle.

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  2. In einem Gedicht von Rilke heißen die letzten Verse:

    "...und griffen dich, als ob sie dich erschüfen
    und brächen dich aus deiner Form heraus."

    Das ist eine mögliche Geste, wie das, was zu mir kommt, mich verändern kann.
    Und darin erlebe ich Tiefe, tiefes Eingreifen, Herausholen aus Tiefen, die ich selbst noch nicht kenne.

    Die Lichtgeste über dem Brunnen dringt zunächst scheinbar gewaltloser in die bestehende Form ein, dann ver-tieft sie sich weiter hinein, bis sie sie ausleuchtet in den Tiefen.
    Die Tiefe bildet die Schale, in die das Licht, die Erkenntnis, die Liebe, das Göttliche (wie immer es jeder für sich nennt)sich hineinbegeben kann.

    (Ich bin halt eine Abel-Schwester...
    du kaine?)

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  3. (Ich bin halt eine Abel-Schwester...
    du kaine?)

    Ein Hoch für diesen Satz!

    :-)))

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  4. Wieso, ist doch mittendrin, immer DA.

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  5. Danke für die Herz - Gedanken. Und Danke euch beiden für die Begrüßung in diesem Blog.

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  6. Danke für dieses Kelchbild der ganz besonderen Art, das so viel zu mir spricht, dass ich ganz erfüllt bin!

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  7. Liebe Susann,
    schön, dass du den Kelch siehst. Für mich war es auch gleich ein Kelch. Das Foto habe ich am letzten Sonntag um halb zehn am Vormittag gemacht, danach war die Weihehandlung, die in meinen Augen da schon wie vorab aufleuchtete.

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