08/04/2011

fundeVögel



Fundevogel?
Das bin ich.
Ich selbst.

Hoch oben im Geäst
In den Zweigen des Baums
Der Erkenntnis,
Wo der Wind kommt
Und geht, weithin,
Da fand ich,
Fundevogel,
Mich selbst,
Wie der Förster
Im Märchen
Den Knaben findet.
Und bin hinabgestiegen
Zu Marlenchen
In den Garten,
Mit mir selbst
Und habe meine Myrrhe
Samt meinen Würzen abgebrochen,
Meinen Seim
Samt meinem Honig gegessen,
Meinen Wein
Samt meiner Milch getrunken.
Und sehe nun,
Sehe mit Lenchens Augen
Die Welt.
Und, spricht sie,
Verlässest du mich nicht,
So verlasse
Ich dich auch nicht.
Da sprach ich,
Fundevogel,
Mein: Nun und Nimmermehr.

Und ich verlasse Marleneken nicht.
Auch wenn sie kommen
Mich zu vierteilen,
Zu kochen und
Zur Speise zu machen
Für alle Müßiggänger der Welt.
Die wollen mich kochen,
Wollen mich fressen,
Dass ich werde
Einer wie sie,
Schwer und ihnen,
Den Schweren,
Gemein gemacht,
Dass ich nicht mehr
Aufsteigen kann,
Von wannen ich komme.

Und ich verlasse Marleneken nicht.
Und werde zum Rosenstock
Und sie erblüht
Als Rose an mir,
Ist eine Blume zu Saron
Eine Rose im Tal.

Eine Rose 
Unter den Dornen
Ist meine Freundin
Unter den Töchtern.
Und die Knechte
Erkennen uns nicht.
Wer ist die,
Die heraufgeht
Mit mir aus der Wüste?
Ein gerader Rauch,
Ein Geräuch aus Myrrhe,
Von Weihrauch 
Und allerlei Gewürzstaub
Des Krämers?

Und ich verlasse Marleneken nicht
Nun und Nimmermehr
Und werde zur Kirche.
Und sie erstrahlt
Als goldene Krone in mir,
Als Krone der himmlischen Heerscharen.

Wer ist die,
Die hervorbricht,
Wie die Morgenröte,
Den Mond unter den Füßen,
Mit der Sonne bekleidet,
Mit der Krone der Heerscharen?
Was seht ihr an ihr?

Den Reigen zu Mahanaim!

Und ich verlasse Marleneken nicht,
Erblicke
Mit Marlenekens Augen
Die furchtbare Sanne,
Die finstere Alte,
Sehe sie kommen,
Mich zu verderben,
Fundevogel zu fangen,
Zu schlachten, zu kochen.
Und ich verlasse Marleneken nicht!
Ich werde zum Wasser
Und Lenchen zur Ente,
Die schwimmt auf der Tiefe,
Die das Böse verschlingt.

Und ich verlasse Marleneken nicht,
Steig nicht in den Wipfel,
Flieh nicht in die Zweige.
Werd nicht ein Reh,
Ein Hirsch
Auf den Scheidebergen,
Nun nicht 
Und nimmermehr.

Denn:
Wer ist die,
Die heraufsteigt
Von der Wüste,
Gestützt auf ihren Freund?
Das bist du!
Unter dem Apfelbaume,
Da fand ich,
Fundevogel,
Als ich abstieg,
Dich, Fand Lenchen.
Und ich weckte dich.
Und ich verlasse dich nicht,
Nun und nimmermehr.

Günther Lange



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