15/03/2010

bild - lich



August Macke: Zwei Frauen am Tisch, 1910

"Was eintreten kann, das wird das sein, dass die Menschen die neue Fähigkeit eines Wahrnehmens im Ätherischen werden erlangen können- eine gewisse Anzahl von Menschen wenigstens zunächst - und die andern werden immer mehr und mehr nachrücken, denn 2500 Jahre wird die Menschheit Zeit haben, um diese Fähigkeiten immer mehr und mehr zu entwickeln. In dieser Zeit dürfen die Menschen die Gelegenheit nicht versäumen. Ein Versäumnis aber wäre ein großes Unglück, und die Menschheit müsste dann warten auf später, um das Versäumte nachzuholen, um die neue Fähigkeit noch nachträglich zu entwickeln. Es wird die Fähigkeit sein, dass die Menschen in ihrer Umgebung etwas sehen werden von dem Ätherischen, das sie normalerweise bisher nicht wahrnehmen konnten. Jetzt sieht der Mensch nur den physischen Leib des Menschen, dann aber wird er imstande sein, den Ätherleib wenigstens wie ein schattenhaftes Bild zu sehen und auch aller tieferen Ereignisse Zusammenhang im Ätherischen zu erleben. Sie werden Bilder und Ahnungen haben von Ereignissen in der geistigen Welt und erleben, dass sich solche Ereignisse in drei bis vier Tagen dann auf dem physischen Plan erfüllen. Sie werden gewisse Dinge in ätherischen Bildern sehen und dann wissen: morgen oder in einigen Tagen geschieht dieses oder jenes.
Solche Umänderungen der menschlichen Seelenfähigkeiten werden kommen. Etwas, was man als ein Äthersehen bezeichnen kann, wird kommen. Und was ist damit verknüpft? Nun, diejenige Wesenheit, die wir den Christus nennen, die war einmal im Fleische auf der Erde im Beginne unserer Zeitrechnung. In einem solchen physischen Leibe wird sie nicht mehr kommen, denn das war ein einmaliges Ereignis. Aber in der ätherischen Gestalt wird der Christus wiederkommen in den genannten Zeiten. Da werden die Menschen wahrnehmen lernen den Christus, indem sie durch dieses Äthersehen hinaufwachsen werden zu ihm, der nun nicht mehr heruntersteigt bis zum physischen Leib, sondern bloß bis zum Ätherleib. Die Menschen werden also hinaufwachsen müssen zu einem Wahrnehmen des Christus. Denn wahr ist der Ausspruch, den der Christus getan hat: «Ich bin bei euch alle Tage bis ans Ende der Erdenzeiten.» Er ist da, er ist in unserer geistigen Welt, und besonders Begnadete, die können ihn immer wahrnehmen in dieser geistig-ätherischen Welt. (...)
Als natürliche Fähigkeit aber wird dieses Äthersehen ausgebildet werden bei einzelnen Menschen. (...)
So erfassen wir jetzt Geisteswissenschaft in einem ganz andern Sinn. Wir lernen, dass sie etwas ist, was uns eine ungeheure Verantwortung auferlegt, denn sie ist eine Vorbereitung auf das ganz konkrete Geschehen des Wiedererscheinens des Christus. Der Christus wird wiedererscheinen deshalb, weil die Menschen sich zu ihm hinaufheben werden im Äthersehen. Wenn wir das erfassen, dann erscheint uns Geisteswissenschaft als die Vorbereitung der Menschen auf die Wiederkunft des Christus, damit das Unglück nicht eintritt, dass sie dieses große Ereignis übersehen, sondern reif werden, den großen Moment zu erfassen, den man als das Wiederkommen des Christus bezeichnen kann. Der Mensch wird fähig werden, Ätherleiber zu sehen, und er wird fähig sein, unter diesen Ätherleibern auch den Ätherleib des Christus zu sehen, das heißt, in eine Welt hineinzuwachsen, in der ihm für seine neuerwachten Fähigkeiten der Christus erscheinen wird. (...)

Rudolf Steiner, GA 118, Karlsruhe, 25.1.1910



Gerade eben in unserer Zeitung entdeckt:
Der polnische Aktionskünstler Rafal Betlejewski sprüht in ganz Polen als Graffiti an Hauswände den Satz:" "Ich sehne mich nach dir, Jude." Ein leerer Stuhl ist das Symbol. Viele Menschen lassen sich fotografieren mit dem leeren Stuhl neben sich.
Sehr ansprechende Fotos finden sich auf der Seite: www.tesknie.com




4 Kommentare:

  1. Liebe Stefanie
    ich würde dir gerne sagen, wie dieser Text mit mir oder ich mit ihm umgeht. Aber ich werde dabei sosehr zum "ahnenden Ohr", so stillgrosswinzigvollleer, dass ich nichts schreiben kann als
    Danke, dass er da steht, jetzt, hier
    Gabriela

    AntwortenLöschen
  2. Liebe Gabriela,
    deine Zweigbilder sind in meinen Augen mit dem ahnenden Auge fotografiert. Zukunft ist!

    AntwortenLöschen
  3. Liebe Stefanie
    Vor über 20 Jahren las ich dieses Buch mit «äußeren» Augen. Die Visitenkarte hatte ich «aufbewahrt».

    ***

    Wozu braucht Mensch einen Stuhl für Mensch?
    Was ich wahrnehme, darf ich mit Worten noch nicht beschreiben.

    Danke Dir
    Monika

    AntwortenLöschen
  4. Liebe Monika,
    seit ein paar Wochen begegnet mir das Motiv "leerer Stuhl" von verschiedenen Seiten. Kürzlich schenkte mir jemand sogar eine Erzählung darüber: "Der leere Stuhl" von Richard Weiner. Maler haben oft dieses Motiv gemalt, z.B. van Gogh. Nun fand ich heute die erwähnte polnische Aktion und habe auch darüber nachgedacht, warum Stuhl Symbol für den, hier:fehlenden, Menschen ist. Es sind da ja zwei Stühle; auf dem einen sitzt der, der die Sehnsucht, die Erwartung hat; der, der den Stuhl gerichtet hat für den anderen, den Erwarteten. Es ist eine Einladung in das Gemeinsamsein, eine Offenheit, ein Platzmachen, ein Raumgeben. Stuhl für Elias, fällt mir auch gerade ein.
    Soweit mal.

    AntwortenLöschen