06/07/2010

stillStand




Immer wieder von uns aufgerissen,
ist der Gott die Stelle, welche heilt.
Wir sind Scharfe, denn wir wollen wissen,
aber er ist heiter und verteilt.

Selbst die reine, die geweihte Spende
nimmt er anders nicht in seine Welt,
als indem er sich dem freien Ende
unbewegt entgegenstellt.

Nur der Tote trinkt
aus der hier von uns gehörten Quelle,
wenn der Gott ihm schweigend winkt, dem Toten.

Uns wird nur das Lärmen angeboten.
Und das Lamm erbittet seine Schelle
aus dem stilleren Instinkt.


Rainer Maria Rilke


3 Kommentare:

  1. Eine passende Beschreibung auf das Wahrbild von Lucas Cranach d.Ä.. Danke.

    Herzliche Grüße
    Monika

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  2. Und das habe ich erst heute im Lauf des Tages festgestellt, will sagen: Diesen Gedanken zu Lucas Cranach hatte ich nicht gleich bei der Auswahl des Rilke-Gedichts, aber später fügten sich in mir Bild und Wort zusammen.

    Nennt man das nun "Einklang der Seelen"?

    Es freut mich jedenfall sehr!
    Besonders das, dass die Wahrheit in so vielfältiger Erscheinung auftreten kann, in verschiedenem Gewand, und doch klingt daraus ein Ton (Liebes - Lied!)

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  3. Bin selber immer wieder sehr erstaunt, ja erfreut, wie in mir geantwortet wird und ich wirklich oft in Blogs auf dieselben Antworten stoße. Ein-Klang der Seelen, so würde ich es auch nennen.

    Du sagst es, die sich deckende Wahrheit in solch verschiedenen Bildern und Worten, kommt mir so vor wie die «Urpflanze» zu einem Thema.

    Gute Nacht, lassen wir uns weiter froh überraschen
    :-)

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