28/04/2012

ohne

Titel

 

In den 82 Tagen meiner Haft war ich dem schlimmsten Zustand ausgeliefert, den man sich als Strafe in einer solchen Anstalt vorstellen kann.
Obwohl ich weder körperlich misshandelt noch geschlagen wurde,
waren die Qualen für meine Seele und mein Bewusstsein
eine unmenschliche Form von Folter.
Es war kein Schmerz, den man durch die Haut und das Fleisch spüren kann,
sondern einer der erzwungenen Erniedrigung.
Sie soll einen Menschen seinen Glauben
an Gerechtigkeit und Gleichheit einbüßen lassen,
soll ihn sein Vertrauen und Hoffnung in die gesellschaftliche Gerechtigkeit und den Wert des Lebens verlieren lassen.

Die Hoffnung erlischt mit der Erkenntnis,
dass die jetzige Gesellschaft und ihr Staat
öffentlich das Recht missachten und alle Kommunikation ablehnen können.
Es gibt in solchen Momenten kein einziges Gesetz,
das dich schützen kann,
es gibt keinerlei Beschränkung der Macht,
die sie daran hindern könnte,
individuelles Leben nach Belieben zu zerstören.
Die immense psychische Verletzung der Existenz
ist eine Zerstörung der kosmischen Ordnung,
der menschlichen Ethik und Ästhetik und jeder Achtung
vor dem höchsten Gut des Lebens.


Ai WeiWei



3 Kommentare:

  1. So traurig eindrücklich!!!

    Liebe Grüsse,
    Brigitte

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  2. Hey meine Liebe.. ich wollte dir mal ganz spontan "Danke" sagen, für diesen so schönen Blog.
    Ganz viel Liebe dir, die nächste Woche über
    fühl dich geherzt,
    deine M.-

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