lokal

 

Oder die Ukraine.

Oder Israel.

Oder Gaza.

Oder, oder, oder.

serviert

 

Nach dem Lesen des Buches "Der Rauch über Birkenau" von Liana Millu, München 1997

publik

 

tolerabel

 

korrekt

 

manual

 

Therapieplan:

 

Auf dem Ährenplatz

ein Vollkornlichtbad nehmen,

dazu Wermuttee.

Hausfrauenart:

An Regentagen

einfach Erinnerungen

an der Luft trocknen

Mohnarchie:

Nur leise zitternd

herrscht die rote Königin

mit Lippen voll Mut.

Ansichtskarte:

 

Himmel im Zimmer,

dass die heile Welt Kopf steht

über und über

Flugblatt:

 

Sophie jedenfalls

hält für uns ihren Kopf hin

dort im Februar

#sophiescholl 

Essensplan:

Schon Kopfzerbrechen,

was heute auf den Tisch kommt;

im Notfall Nudeln

 

Entlehnung:

So um Anfang Mai

"als alle Knospen sprangen"

gesteht H. Heine

 

Handschrift:

Wo du mundlos stehst:

über den Schatten springend

blüht dir die Stille

Silbengeschichte:

eins, zwei, drei, vier, fünf

Finger zählt die Haikuhand,

sieben minus zwei

Profitipp:

Reine Handarbeit

bei der Bildbearbeitung

und Rahmen nach Wahl.

Monolog:

Ganz unüberlegt

zur roten Tulpe werden

aus lauter Liebe

Kurzfassung:

Der Winter verwirft

seine eisige Aussaat.

Schon blüht ihm Weißes.

 

Auskunft:

Bei Sonnenaufgang

Frühtermin mit dem Gärtner

gleich neben dem Grab.

 

#28 aus 28

Wie schon im Nachtgrab

leise der Morgentau glänzt

dort bei den Linnen.

#Karsamstag

#27 aus 28

Es geht ein Kreuz

mit großem Gruß.

Es steht ein Kreuz

mit Hand und Fuß.

#Karfreitag

           

            

#26 aus 28

Und einer sagte,

es sei nun Brot - Zeit,

und einer ging

und wurde Brot.

#Gründonnerstag

#25 aus 28

Ob wir die Erde

bald begraben müssen?

Oder verschwenden wir uns

an ihre Heilung?

#24 aus 28

Leis' nur raschelte

das welke Winterlaub

und ergab sich sterbend

unter seinen Schritten.

Auf dem Anemonenteppich 

erreichte er den Dienstag.

#23 aus 28

Im Tempel ist der Teufel los,

schnelle Gebete zum Sonderpreis,

gebratene Tauben flattern kopflos

und Maskenhändler machen Kasse.

Einer, barfuß, macht reinen Tisch.

#22 aus 28

Entschlossen packte er

die verschwundene Stunde

hinter sich auf den Esel

und ritt in die Stadt,

die laut rief.

#21 aus 28

Etwas dünn,

aber inhaltlich genau passend

kam mir entgegen,

was ich gar nicht gesucht hatte

und blieb bis um neun.

#20 aus 28

Erdbeeren an Fruchttagen pflanzen,

Lavendel an Blütentagen,

Radieschen an Wurzeltagen säen.

An Blatttagen etwas darüber lesen.

#Aussaattage

#19 aus 28

Die Sache mit der Sonne 

jetzt echt mal aussitzen.

 

#18 aus 28

Ich beschließe:
Beschlüsse aller Art 

haben auf mein inneres Leben

keinerlei Einfluss,

sie finden unter Ausschluss 

meiner Innerlichkeit statt.

#17 aus 28

Dem Kind Lernstoff gegeben.

Dem Schrank Wäsche gegeben.

Den Hyazinthen Wasser gegeben.

Den Plan aufgegeben.

#16 aus 28

Es geht auch anders,

sagte das Anliegen

und stand auf.

#15 aus 28

Hinter der Ausgangssperre

demonstriert ein Gedanke

für seine Wiedereröffnung.

Dann erschließt er sich selbst.

#14 aus 28

Den gestrigen Tag

streiche ich durch.

Diese öffentliche Aktion

will das unterstreichen.

Unterm Strich bleibt

_________________

Gewinn.

#13 aus 28

Ungeachtet der Abstandsregeln 

liefen Regen und Schnee

Hand in Hand durch die Stadt.

Aus den Wintermasken 

grummelten sie etwas von

Sonnenimpfung und demnächst.

#12 aus 28

Solange der Baumarkt noch offen ist:

Zwei prall erwartungsvolle Lavendelpflanzen 

zum Mitkommen eingeladen. 

Sie hätten, sagten sie, violette Pläne. 

Und im Notfall könne man 

zusammen verduften.

#11 aus 28

Abends dann fischen,

was an die Angel kommt:

Haisilbiges, 

Hechtschreibung,

Thunwörter,

manchmal auf jeden Aal

etwas Barsch

an der Seezunge.

#10 aus 28

Sämtliche Gartenhandschuhe gewaschen:

fünfzigfingrig zappelt die Vorfreude.

#9 aus 28

Ein Haiku werden

will Aprikosenblüte.

Ihr Wunsch ward erfüllt.

#8 aus 28

Angst zum Selbstkostenpreis

günstig abzugeben, hieß es.

Ich griff zum Mut,

der ist mir lieb und teuer.

#7 aus 28

Anschließend gründlich wässern,

steht in der Anleitung.

Gott sei Dank kann der Himmel lesen.

#6 aus 28

Ob mit der neuen Waage etwas nicht stimmt?

Sie bleibt irgendwie statisch in ihrer Auskunft.

#5 aus 28

Aus dem Friedhofsabfall

ein Blaufichtchen gerettet.

Will mit mir alt werden.

#4 aus 28

Nach dem Haarschnitt

auf den Blütenhut warten,

dabei ein Wörtchen mit

der Märzkälte reden.

#3 aus 28

Die Gärtnerin beim Lockern der Erde

dort in der Sonnenecke

nahmen die unzähligen Samen 

des Mohns als Anlass zum Klatschen.

#2 aus 28

Wenn die Königin anruft:

Sag ihr, sie sei dran

mit Regieren.

#frauentag

#1 aus 28

Die Tulpen erklären sich

mit ihrer Nichtveröffentlichung

bedingungslos einverstanden.

Anfänger.

 .

Zu guter Letzt...

... tauchte Lucy unter. 

Dem Trend folgend...

 ...nahm Lucy Luftbäder an Binnengewässern.

Geht Gans gut.

 .

Anstatt Venedig...

...erschloss Lucy sich die heimische Vogelwelt.

Nicht ohne...

...leise Zweifel beschloss Lucy, ihr Leben komplett zu ändern.

Rhein formell.

 .

simultane Prozesse.

.

eins zwei zwei eins.

Friseurfreie Tage

oder Katzenkurzhaar.

Nur eine zaubert sich

echtgoldene Strähnchen.

unter Auflagen.

abends dann schrieben

die Sonnenblumen in

ihr grünes Notizbuch 

Schnee sei zum Sterben

schön

.

10654

aus der Erinnerung
aufwachen bald
taut der Schnee
des Vergessens

Mit 10654 einzeln modellierten Terracottafiguren 

möchte Jochen Meyder 

an die 10654 behinderten 

und psychisch kranken Menschen erinnern, 

die 1940 in Grafeneck ermordet wurden.

An meine Winterhose.

O, du geliebte Hose Größe drei,
wie lange sind wir uns schon nah!
Geht auch der downgelockte Winter schwer vorbei,
so weiß ich doch: du bist ja da.

Du gehst mit mir durch dünn und dick und dicker
und stehst mir bei in allen Lagen.
Mag sein, die enge Jeans wär' x-mal schicker,
doch du bist gut zu mir und meinem Magen.

Und zärtlich bist du auch zu meinen Hüften!
Du zwängst sie nicht mit zu viel Nähe ein.
Du stehst mir bei, ich lass dich lüften.
Dann gehn vertraut wir wieder Bein an Bein.

Du bist mir lieb, du bist mir lose
mit deinen Weiten, deinen Längen.
Du mit dem Gummibund, geliebte Hose,
ich häng' an dir! Lass mich nicht hängen!

stefanie rabenschlag

 

Aquarell.

Der Wassermann trat ein, 

warf Farben in die Runde,

mischte noch Herz hinein

und schloss die Winterwunde.

Der Wassermann trat ein,

brach auf die Hyazinthe

und schrieb dann er sei dein

mit digitaler Tinte.

stefanie rabenschlag

Schneeimpression.

. 

Zufuhr.

als in der Nacht 

sachte der Berg

seinen Fuß hob:

sternbeladen 

der Morgen wo

du dich bestehst  

stefanie rabenschlag

 

Selbstläufer.

. 

pink Haiku.

Der Nachtvogel frisst

dir das Grau von der Brille:

Sch... -Glück aber auch!

stefanie rabenschlag

. 

Pflichtangaben.

Ich soll mich nicht mehr treffen

mit vielen, nur mit Steffen.

Ich soll nicht mehr kontakten,

sonst komm' ich in die Akten.

Ich soll nicht mehr verreisen,

nur um mich selber kreisen,

soll mich zusammenzerren,

sonst folgen Ausgangssperren

und soll beim Textverfassen

das Reimen unter - 

                                    binden.

 

stefanie rabenschlag

 

Berufsbild.

Gern von leichten Lichtern sprechen, 

heiter stehn in Schattenflächen, 

Wolken locker überschauen, 

wo es geht, was Blaues klauen, 

täglich sechs bis sieben Lacher, 

Wunschberuf: der Herzschrittmacher.   

stefanie rabenschlag