06/01/2012

Manche freilich...



... müssen drunten sterben,
Wo die schweren Ruder der Schiffe streifen,
Andre wohnen bei dem Steuer droben,
Kennen Vogelflug und die Länder der Sterne.

Manche liegen immer mit schweren Gliedern
Bei den Wurzeln des verworrenen Lebens,
Andern sind die Stühle gerichtet
Bei den Sibyllen, den Königinnen,
Und da sitzen sie wie zu Hause,
Leichten Hauptes und leichter Hände.

Doch ein Schatten fällt von jenen Leben
In die anderen Leben hinüber,
Und die leichten sind an die schweren
Wie an Luft und Erde gebunden:

Ganz vergessener Völker Müdigkeiten
Kann ich nicht abtun von meinen Lidern,
Noch weghalten von der erschrockenen Seele
Stummes Niederfallen ferner Sterne.

Viele Geschicke weben neben dem meinen,
Durcheinander spielt sie alle das Dasein,
Und mein Teil ist mehr als dieses Lebens
Schlanke Flamme oder schmale Leier.








Hugo von Hofmannsthal


4 Kommentare:

  1. 'Von einem Stern geführt sein, heißt nichts anderes, als die Seele selbst als einen Stern sehen. Man sieht die Seele als Stern, wenn man sie als leuchtende Aura sehen kann... Was den Magiern leuchtet, ist nichts anderes als die Seele des Christus selbst.' (Rudolf Steiner)

    Das Steuerrad ist der «Stern» des Herzens ... und Ich ist der Mensch am Steuerrad ... «unsichtbar» ...

    (Heute ist auch Jordan-Taufe. Das «Schiff» fährt nicht ohne Wasser ... )

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  2. @monika:

    danke dir für diese erinnerung!
    sie ist mir sehr wertvoll.

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  3. ... unter dem Kiel ...

    http://de.wikipedia.org/wiki/Kiel_des_Schiffs

    *

    ab ... getastet geschrieben ...
    Früher Floß
    blaue TinTe
    mit Brief
    und Siegel
    durch Taube
    gesegelt
    ;-)

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  4. ich habe mir den link angeschaut und bin fasziniert von den gedankenverbindungen.

    zur zeit bin ich so sehr in meinen frauen/mutter/ehefraualltag eingebunden, dass euch gerne ein wenig das mitsteuern übergebe (rein gedanklich gemeint und als wertvolle impulse aufgenommen!)

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