17/06/2010

leben





taste mich dran ans wort
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was recht-
wie groß-
die kleinschreibung
versuche den strichpunkt der trennt
nur so halb
ein komma zum atmen und 
zum schluss einen punkt machen
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8 Kommentare:

  1. Liebe Stefanie,
    zum Leben gehört Sterben. So ist mir gestern widerfahren, dass mir ein Bekannte erzählte, ihr Vater habe sich vor drei Wochen das Leben genommen. Mich bewegt die Frage, was die Angehörigen nun für diesen Toten tun können, um ihm sein Weiterleben im Geisterland erträglicher zu machen? Kannst Du mir da weiterhelfen? Können andere BlogleserInnen mir dazu etwas sagen? Danke! Liebe Grüße von Haus zu Haus und danke für die sich so tief verneigende Rose von vorgestern. Susanne

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  2. Hm. Wollte jetzt einen Kommentar schreiben, wie hilflos ich oft vor diesen Tasten bin, um in Worte zu fassen, was mich gerade bewegt. Eine Wahl zu treffen fällt mir nicht immer leicht .... ob dieser Fülle in mir. Erlebe dann meine Worte abstrakt, so abgeschnitten – ja wie Tasten eben, so quadratisch und Knöpfe drücken, fühlt sich auch nicht besser an.


    *

    Und da steht Dein Kommentar hier, Susanne, mit einer Bitte und ich kann Dir nur umschreiben, was ich aus meiner Erfahrung tun täte. Steiner schreibt irgendwo, dass dieser Mensch sozusagen ohne Körper hier noch weiter verweilt bis seine «Zeit» abgelaufen ist, nur ohne Körper. Was das wiederum für uns bedeutet, kann man ja erahnen.

    Nun, dieser Vater wird Kontakt suchen zu demjenigen, mit dem er nicht zurecht gekommen ist. Wäre es mein Vater – der auch schon tot ist – würde ich ein intensives Gespräch mit ihm aufnehmen und ihn begleiten. Das habe ich jedenfalls so gemacht. Ich bin ja kurz nach seinem Tod 1984 zur Anthroposophie gestoßen. So habe ich intensiv Werke von Steiner studiert und er war immer mit dabei – bis heute. Zu Lebzeiten war unsere Beziehung in meinen Jugendzeiten eine teilweise sehr schwere gewesen. Und heute durchströmt mich pure Liebe zu ihm, weil ich viele «Sachen» heute anders sehe und anders verstehe und ich bin mir sicher, dass er mich zur Anthroposophie geführt hat, auch wenn er von ihr nichts wusste.

    Geisteswissenschaftliche Texte vorlesen, mit denen ich mich verbunden fühle. Das würde ich an dieser Stelle tun und ihn an meinem weiteren Leben teilhaben lassen. Auf keinen Fall hadern mit dem was jetzt ist.
    So sehe ich das.

    Liebe Grüße
    Monika

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  3. Liebe Susanne,
    ich hatte am 12. Januar einen Spruch hier im blog eingestellt, weil an diesem Tag jemand Geburtstag hatte, der sich auch das Leben genommen hat:

    http://gegenliebe.blogspot.com/2010/01/herzenslicht.html

    Ich meine, wir haben schon mal darüber gesprochen. Bei seiner Beerdigung im September 2008 wurde das Stück von Dire Straits gespielt, das er gemocht hat. Letzten Herbst habe ich Ringelblumensamen auf sein Grab gestreut.
    Ich versuche, mit den Verstorbenen, wie auch immer sie zu Tode gekommen sind, ganz konkrete "Brücken" zu haben, wie z.B. auch ein Lied oder was immer auch sonst, durch das der Verstorbene sich bemerkbar machen kann, mir ein "Zeichen" geben kann, dass er da ist. Bei Facebook gibt es diesen Begrif "anstupsen". Anstupsen kann mich abe rnur jemand, wenn ich mich und Informationen zur Verfügung stelle. So kann sich jeder auch den Verstorbenen zur Verfügung stellen, ihnen eine Tür aufmachen. Gerade bei den abrupt aus dem Leben gerissenen, sei es Unfall oder Selbsttötung, empfinde ich oft den Bedarf dieser Menschen, noch weiter Anteil nehmen zu können. Es ist möglich, ich habe es erlebt, den Schmerz des Verstorbenen über Versäumtes, Nicht-Gelebtes mitzufühlen - das tut aber weh! - und ihm so Erleichterung und neuen Willen zu verschaffen.
    Der "Dire-Straits-Fan" war zu Lebzeiten mein Zahnarzt, dessen Gold ich immer im Mund trage...

    Als Robert Enke starb im letzten Jahr, dessen Namen ich vorher nie gehört hatte, entstanden ja diese Zeilen, die ich dir damals schon gab:

    vielleicht für Robert Enke u.a.

    schweres herz
    leibt mir
    schlägt mir
    die stunde
    wuchtet
    gewicht
    auf mich
    untragbar
    fällt auf
    mich
    versenkt
    mich
    taucht mich in
    herzschwarz in
    herzn-ich-ts

    2.12.2009/Sr.


    Susanne, was ich glaube, ist, dass es nicht unbedingt nur die Angehörigen sein müssen, die den Toten weiter begleiten. Die haben es in dem akuten Moment vielleicht viel zu schwer, mit der Tatsache zu leben.
    Jeder kann ein offenes Gefäß sein - ein Kelch, kannst du auch sagen -, der etwas anbietet.

    David Foster Wallace, der hier im blog im Bild ist, hat sich auch selbst das Leben genommen.-

    Ich denke noch weiter darüber nach.

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  4. Susanne, als ich am Pfingstsamstag diesen post einstellte:

    http://gegenliebe.blogspot.com/2010/05/ansprache.html

    war ich am Zweifeln, ob jemand damit was anfangen könne. Dann war mir aber plötzlich klar, dass ich ihn, wenn nicht für die Lebenden, dann für die Verstorbenen abschreibe. Nicht, dass ich meine, dass diese konkret im blog lesen -
    oder doch? Nachts?
    Nachts in unseren Gedanken, nachts in dem, was von unseren Tagesgedanken und -taten überzeitlich brauchbar ist.

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  5. Liebe Stefanie
    Damit kann ich viel anfangen, was Du schreibst.
    Eine Anmerkung habe ich: der verstorbene Mensch bleibt da «angedockt», was seine «Löcher» füllt. Mit anderen Worten, so funktioniert es auch im Leben. Es sind sehr starke Energien, die da «halten», respektive die Löcher nähren. Wachsam kann ich sie erfühlen, weil sie mit mir etwas machen.

    Mit anderen Worten: ich heile dann das «Gemeinsame» und damit auch mich selber.

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  6. Liebe Monika, liebe Stefanie,
    ich danke Euch sehr für Eure Anteilnahme und Eure Kommentare. Ich werde "schauen", was ich davon verwirklichen kann, meiner Bekannten vermitteln kann. Sie kommt nicht aus anthroposophischen Kreisen, liest keine Steiner Texte. Ich habe ihren Vater nicht gekannt. Es muss ihm ähnlich gegangen sein wie Robert Enke, eine schwere Depression, Altersschwermut, Lebensmüdigkeit, ohne konkrete Probleme mit einem Menschen. Er war 69 Jahre alt. Ich versuche ihm unbekannterweise mein Herz zu öffnen, ahnend um seine jetzigen Schmerzen im Zwischenreich, liebevoll ihn umgebend mit meiner Herzwärme. Ob es das ist, was wir tun können, um die Not der Selbstgetöteten zu lindern, sie liebevoll zu bedenken? Herzlich Euch beiden liebe Grüße, Susanne

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  7. Liebe Monika, liebe Stefanie,
    ich danke Euch sehr für Eure Anteilnahme und Eure Kommentare. Ich werde "schauen", was ich davon verwirklichen kann, meiner Bekannten vermitteln kann. Sie kommt nicht aus anthroposophischen Kreisen, liest keine Steiner Texte. Ich habe ihren Vater nicht gekannt. Es muss ihm ähnlich gegangen sein wie Robert Enke, eine schwere Depression, Altersschwermut, Lebensmüdigkeit, ohne konkrete Probleme mit einem Menschen. Er war 69 Jahre alt. Ich versuche ihm unbekannterweise mein Herz zu öffnen, ahnend um seine jetzigen Schmerzen im Zwischenreich, liebevoll ihn umgebend mit meiner Herzwärme. Ob es das ist, was wir tun können, um die Not der Selbstgetöteten zu lindern, sie liebevoll zu bedenken? Herzlich Euch beiden liebe Grüße, Susanne

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  8. Sie liebevoll zu bedenken ... ja, so würde ich es machen und «hören», was seine Not lindern hilft ...

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