10/03/2010

glaub ich - nicht / Nr. 11

"Eine Weltanschauung, 
die uns wahrhaft befriedigen soll,
muss uns wirklich von der Stelle im Weltall,
wo wir ohne sie stehen,
wegbringen,
sie muss uns in absolute Bewegung versetzen.
Wir müssen durch sie 
nicht bloß Aufschluss darüber erhalten,
was wir sind,
sondern wir müssen 
etwas durch sie werden."

Rudolf Steiner, GA 39, S. 132

Als ich heute am Morgen dieses Foto aufnahm, 
stellte ich zum ersten Mal fest, 
dass ich mich jedesmal hinknie, 
wenn ich den Foto-Blick zum Berg einnehme. 
Das liegt daran, dass ich ja die beiden Steine mitabbilden will, 
und das geht nur durch Knien.
Getan habe ich es jedesmal, 
aber bewusst geworden ist es mir beim elften. Immerhin.
Jeden Tag wird es nun ein bisschen zäher, 
einen neuen Gedanken beim Anblick des Berges zu haben. 
Und doch produziert der nicht aufgebende Wille 
in dem kontinuierlichen Tun, 
ob mit oder ohne Neigung, 
neue Entdeckungen, seien sie auch nur klein.
Mein Berg - Werk.
Novalis hat das Bergmannslied geschrieben.
Darin lebt die Stimmung des ganz zugewendet Sein diesem Ort.

Der ist der Herr der Erde,
wer ihre Tiefe misst
und jeglicher Beschwerde
in ihrem Schoß vergisst.

Wer ihrer Felsenglieder
geheimen Bau versteht
und unverdrossen nieder
zu ihrer Werkstatt geht.

Er ist mit ihr verbündet
und inniglich vertraut
und wird von ihr entzündet,
als wär' sie seine Braut.

Er sieht ihr alle Tage
mit neuer Liebe zu
und scheut nicht Fleiß noch Plage;
sie lässt ihm keine Ruh'.

Die mächtigen Geschichten
der längstverfloss'nen Zeit
ist sie ihm zu berichten
mit Freundlichkeit bereit.

Der Vorwelt heil'ge Lüfte
umwehn sein Angesicht,
und in die Nacht der Klüfte
strahlt ihm ein ew'ges Licht.

Er trifft auf allen Wegen
ein wohlbekanntes Land,
und gern kommt sie entgegen
den Werken seiner Hand.

Ihm folgen die Gewässer
hilfreich den Berg hinauf,
und alle Felsenschlösser
tun ihre Schätze' ihm auf.

Er führt des Goldes Ströme
in seines Königs Haus
und schmückt die Diademe
mit edlen Steinen aus.

Zwar reicht er treu dem König
den glückbegabten Arm,
doch frägt er nach ihm wenig
und bleibt mit Freuden arm.

Sie mögen sich erwürgen
am Fluss um Gut und Geld;
er bleibt auf den Gebirgen
der frohe Herr der Welt.

3 Kommentare:

  1. Ist es Zu-Wendung, die mich für einen Moment
    nicht wahrnehmen lässt, dass ich mich gerade hinknie?


    Danke, Stefanie, von Herzen

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  2. Ich frage mich, ob Zu-Wendung oder Hin-Wendung nicht immer eine Art inneres Knien voraussetzt: mich kleiner machen und das andere in die Aufmeksamkeit nehmen.

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  3. Ich erlebe es nicht als kleiner machen, sondern als ein mich hingeben. Da habe ich sogar das Gefühl, dass etwas viel größer in mir wird und das andere ganz umfasst. Der Körper mag sich hinknien und kleiner aussehen.
    Ja, sogar freiwillig in die Knie gehen, vor mancher «Erhabenheit» und trotzdem nehme ich soweit ich ganz bin, diese ganze Erhabenheit wahr.

    Liebe Grüße
    Monika

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